Erfahrungen aus dem Alltag:
– Inkonsequenz: Anfangs konsequent und nach und nach schleicht sich Nachlässigkeit ein. Der Hund folgt Ihren Anweisungen nur in der Hundeschule und zuhause nicht mehr, weil Sie nur in der Hundeschule auf Wiederholungen, positive Bestärkung und die konsequente Einhaltung der Regeln beharren. Auch wenn jede Handlung belohnt wird, kann es sein, dass der Hund nur noch gegen Bezahlung arbeitet.
– Wenn sich Kommandos mit dem Gefühlszustand widersprechen: Wenn man wütend „HIER!“ ruft, kann man lange auf seinen Hund warten. Genauso sollte man es vermeiden mit gelangweilter Stimme den Hund zu loben, denn dann kann man es gleich sein lassen
– Das Gleiche gilt auch wenn das Timing nicht stimmt: Kommando zu früh oder Lob zu spät.
– Mehrfachkommandos: Ein einmaliges „Bleib“ reicht aus. Sie müssen es nicht mehrfach erwähnen, indem Sie sich schleichend rückwärts bewegen und sagen „Bleib… Püppi, bleib… bleeeeiiiiib“. Dann müssen Sie sich nicht wundern, wenn Sie stehenbleiben und mit diesem leicht drohenden Kommando aufhören, dass Püppi Ihnen sofort hinterher rennt.
– Dauerbeschallung: Wenn Sie dauernd auf den Hund einreden oder sogar ständig mit ihm reden, wird er Sie irgendwann ausschalten und den Kommandos nicht folgen. Ein einziger Ruf sollte ausreichen, jedes weitere Wort ist überflüssig. Sie müssen nicht mehrmals „HIER!“ rufen oder womöglich ihm sogar folgen, denn davon kommt er auch nicht schneller.
– Falsche Hilfsmittel: Um nur ein Beispiel zu nennen, wenn ein Hund stark an der Leine zieht sofort ein Erziehungsgeschirr drüber zu stülpen, sodass die Riemen Schmerzen verursachen. Er wird auch nur bei Fuß laufen so lange er dieses Hilfsmittel trägt. Falsche Verknüpfungen und Meideverhalten können die Folge sein.
– Über- und Unterforderung: Für Welpen sollten kurze Trainingssequenzen ins Gassi gehen eingebaut werden. Ein Welpe kann keine Stunde am Stück lernen. Man sollte mit dem Training nicht erst aufhören wenn der Hund fast einschläft vor Erschöpfung. Auf der anderen Seite ist es auch nicht gut, wenn der Hund den ganzen Tag im Körbchen liegen und sich still verhalten muss. Wenn man ihn nicht auslastet und dazu noch lange alleine lässt, muss man sich über eine Umgestaltung der Wohnung beim nach Hause kommen nicht wundern.
– Monatelange Gnadenfrist für Welpen: „Aber der ist doch noch so jung.“, „Aber der ist zu klein für die Hundeschule.“, „Morgen fangen wir an mit dem Training.“, „Ein Brustgeschirr reicht doch noch wenn er ausgewachsen ist“. Diese Sätze höre ich häufig, dabei ist die Anfangszeit die Wichtigste in der Entwicklung der Hunde. Es finden intensive und effektive Lernvorgänge statt, die bei einem erwachsenen Hund nur noch langsam und mit viel Aufwand zu verändern sind. Es gibt vier Präge- bzw. Sozialisierungsphasen: Artgenossen, Nahrung, Lebensraum und Sexualität. Sie finden alle in der 4. Bis 16. Lebenswoche statt. Das heißt, dass Einiges schon vom Muttertier und den Wurfgeschwistern gelernt wird, aber dass wir für den größten Teil dann noch verantwortlich sind.